20.9.09

MATIN SONNEBORN



Wahlkampffinanzierung
Titanic-Ulk-"Partei" versteigert TV-Spot

Die von Redakteuren der Satirezeitschrift Titanic gegründete "Die Partei" versteigert beim Internet-Auktionshaus Ebay 25 Sekunden eines anderhalbminütigen Wahlwerbespots, auf den die Ulkpartei vier Tage vor der Bundestagswahl ein Anrecht hat.
Ausschnitt der Ebay-Auktion.Lupe

Ausschnitt der Ebay-Auktion.

HB BERLIN. "Partei"-Vorsitzender und Titanic-Chefredakteur Martin Sonneborn sagte am Mittwoch in Berlin, mit dem erhofften Erlös von einer Million Euro wolle man in Berlin flächendeckend Großplakate "der ungeschminkten Angela Merkel" aufhängen. Eines wolle er auch vor der CDU-Zentrale platzieren. Die Aktion sei Teil des "populistischen, schmierigen und niveauarmen" Wahlkampfs der Partei, die sich der deutschen Teilung verschrieben hat.

"Product placement" als Alternative

Bei Ebay lag das aktuelle Höchstgebot für den Spot am späten Mittwochnachmittag bei 4810 Euro. In der Beschreibung der Auktion heißt es, die 25 Sekunden Werbezeit kosteten beim ZDF 10 000 Euro. Die TV-Botschaft des Käufers werde von der "Partei" innerhalb ihres eigenen Wahlwerbespots gesendet. Alternativ könne das Produkt des Käufers auch "gut sichtbar und werbewirksam über die ganze Spotlänge von 90 Sekunden" im Wahlwerbespot platziert werden. Diese Möglichkeit legte die "Partei" insbesondere Herstellern von Waffen, Tabakwaren und Branntwein an Herz.

Keinen Spaß verstehen die Ulknudeln der eigenwilligen politischen Kraft allerdings beim schnöden Mammon. "Spaßbieter werden strafrechtlich verfolgt und in Regreß genommen. Unsere Rechtsabteilung ist versiert im Umgang mit seltsamen Menschen", heißt es. Zudem dürften "politische Gruppierungen rechts der linken Mitte" nicht mitbieten, und rassistische, pornografische, rechtswidrige oder gewaltverherrlichende Inhalte nehme man auch nicht an.

ZDF will Spot vorher prüfen

Das ZDF kündigte an, den Spot der "Partei" vor der Ausstrahlung zu prüfen. ZDF-Sprecher Walter Kehr sagte, man werde den Spot nur dann ausstrahlen, wenn die Wahlwerbung noch dominiere und keine Verstöße gegen geltende Gesetze enthalten seien. Kehr verwies darauf, dass TV-Werbung für Tabakwaren und Branntwein bereits seit Jahren verboten sei. Für Waffen dürfe ohnehin nicht geworben werden. Die "Partei", die bei der Bundestagswahl in den Ländern Hamburg und Berlin antreten darf, strebt in ihrem Programm unter anderem eine "Neugliederung des Bundesgebiets" an. Die fünf Länder Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sollen dabei zu einem starken Ost-Bundesland zusammengefasst werden und eine Sonderbewirtschaftungszone (SBZ) bilden. Diese SBZ solle "auch baulich" vom Rest der Bundesrepublik getrennt werden.

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