14.9.09

FIGARO

DIE LEIPZIGER FRISEURE IN DRESDEN

das FIGARO Radio-Café sendet am kommenden Sonntag live aus dem Stadtmuseum Dresden. Im Rahmen der Ausstellung "Keine Gewalt! Revolution in Dresden 1989" sprechen Dr. Johannes Hempel, Landesbischof i. R., Dr. Michael Richter, Historiker am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung an der TU Dresden und Autor, Dr. Herbert Wagner, von 1990 bis 2001 Oberbürgermeister in Dresden und Andreas Schönfelder, Leiter der Umweltbibliothek Großhennersdorf (Aufbau 1987) und Sprecher Initiativgruppe „Neues Forum“ Dresden (ab 01.10.89) über das Thema: "Keine Gewalt!" Wie friedlich war die Friedliche Revolution? Moderiert wird das Gespräch von Thomas Bille. Die Musik zur Sendung kommt von Stephan König.

Der Eintritt ist frei!

Wir würden uns freuen, Sie am Sonntag im Landhaus begrüßen zu dürfen.


Eine angehehme Woche wünschen Ihnen
die Museen der Stadt Dresden

Inhalt
Das FIGARO Radio-Café am 20.09.2009, 15 bis 16.30 Uhr live aus dem Stadtmuseum Dresden
Das FIGARO Radio-Café am 20.09.2009, 15 bis 16.30 Uhr live aus dem Stadtmuseum Dresden
„Keine Gewalt!“
Wie friedlich war die Friedliche Revolution?


Das FIGARO Radio-Café am 20.09.2009, 15.00 bis 16.30 Uhr
live aus dem Stadtmuseum Dresden (Festsaal).
Wiederholung der Sendung am 22.09.2009, 22.30 bis 00:00 Uhr.
Eine Kooperation zwischen MDR FIGARO und dem Stadtmuseum Dresden
Eintritt frei.

Gäste:
Dr. Johannes Hempel, Altbischof Sachsen
Dr. Michael Richter, Historiker am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung an der TU Dresden und Autor u. a. „Die Friedliche Revolution. Aufbruch zur Demokratie in Sachsen 1989/90“
Dr. Herbert Wagner, von 1990 bis 2001 Oberbürgermeister in Dresden
Andreas Schönfelder, Dipl. Sozialpädagoge, Leiter der Umweltbibliothek Großhennersdorf (Aufbau 1987) und Sprecher Initiativgruppe „Neues Forum“ Dresden (ab 01.10.89)

Moderation: Thomas Bille
Redaktion: Angelika Zapf
Musik: Stephan König (Piano)


Der 9. Oktober 1989 wurde zum Wendepunkt der deutschen Geschichte. Bis dahin war jede und stetig in jenem Herbst an Teilnehmern wachsende Demonstration in der DDR von Polizei und Staatssicherheit mit gewaltsamen Übergriffen und Festnahmen aufgelöst worden. Die Inhaftierten mussten sich quälenden Verhören stellen und wurden misshandelt.

Bedrohlich ist es auch am 9. Oktober in der Leipziger Innenstadt. Zahlreiche Ärzte müssen sich in Bereitschaft halten. Blutkonserven und Sonderbetten werden herangeschafft. Das militärische Aufgebot umfasst insgesamt 8.000 Soldaten, Polizisten und Kampfgruppenangehörige, allein 2.000 sind in der Innenstadt präsent. Dennoch und ungehalten demonstrieren nach den Friedensgebeten in den Kirchen erstmals über 70.000 Menschen um den Leipziger Ring. Es bleibt friedlich. Es fällt kein Schuss. „Keine Gewalt!“ rufen die Demonstranten. Und alles war für eine „chinesische Lösung“ vorbereitet. Die von Woche zu Woche anschwellenden Montagsdemonstrationen sollten endgültig beendet werden, wenn es sein muss auch „mit der Waffe in der Hand“. So stand es einige Tage zuvor in der Leipziger Volkszeitung. Nun musste das SED-Regime nachgeben. Der Weg war bereitet für die Hoffnung auf künftige friedliche Demonstrationen und Dialogbereitschaft. Grenzöffnung, Politbüro-Rücktritt und Stasi-Auflösung führten zu freien Wahlen und letztendlich zum Ende der DDR. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde eine Diktatur gewaltlos und von innen her gestürzt. Begonnen hatte der Befreiungsprozess in Polen, setzte sich über die Perestrojka-Politik von Michael Gorbatschow fort, in der DDR, in Sachsen. Michael Richter, Historiker am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e. V. an der TU Dresden weist in „Die Friedliche Revolution. Aufbruch zur Demokratie in Sachsen 1989/90.“ nach: Sachsen war der zentrale Schrittmacher der friedlichen Revolution und die Bevölkerung war der zentrale Akteur der Ereignisse.

Bereits 1982 erwirbt Andreas Schönfelder ein Haus in Großhennersdorf und macht es zum Treffpunkt der politischen und kulturellen Opposition. Neben dem Engagement für die Initiativen „Sozialer Friedensdienst“ und „Schwerter zu Pflugscharen“ und Beratung von Wehrdienstverweigern gründet er den kirchlich und staatlich unabhängigen „Offenen Friedenskreis Großhennersdorf“. 1987 baut Andreas Schönfelder mit Gleichgesinnten eine Umweltbibliothek nach dem Vorbild der Umweltbibliothek Berlin auf. Am 1. Oktober 1989 wird er Sprecher der Initiativgruppe „Neues Forum“ Dresden, engagiert sich später beim „Bündnis 90/Die Grünen“, wird Gemeinderat in Großhennersdorf und stellvertretender Bürgermeister.

Unbemerkt rollen in der Nacht zum 1. Oktober 1989 Züge mit DDR-Flüchtlingen aus der deutschen Botschaft in Prag durch Dresden. Weitere Flüchtlinge verlassen am 4. Oktober in Sonderzügen durch die DDR das Land in Richtung Westen. Mehrere Hundert Dresdner versuchen an diesem Tag den Hauptbahnhof zu stürmen und auf die Züge aufzuspringen. Es kommt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei und zu zahlreichen Festnahmen. Wasserwerfer, Schlagstöcke und Tränengas werden eingesetzt. Hans Modrow, SED-Chef im Bezirk Dresden, fordert von der Regierung Verstärkung an. Am 5., 6. und 7. Oktober, dem 40. Jahrestag der DDR, steigt die Zahl der Protestierenden, den Ausreisewilligen und denen, die Veränderungen in der DDR wollen, stetig an. Am 8. Oktober kommen an die 10.000 Menschen zu einem Demonstrationszug zusammen. An diesem Tag ändert Hans Modrow seine Haltung und damit die der Partei- und Staatsführung, die Demonstration gewaltsam aufzulösen und weist Polizei und Stasi an, die Demonstranten nur noch zu begleiten. An der Spitze des Dresdner Demonstrationszuges gehen Kaplan Frank Richter und Kaplan Andreas Leuschner auf die Polizisten zu und fordern einen gewaltfreien Dialog. Spontan werden auf der Prager Straße 20 Vertreter aus der Menge gewählt. Als „Gruppe der 20“ fordern sie stellvertretend die Freilassung der politischen Gefangenen, einen gewaltfreien Dialog, Reisefreiheit, Pressefreiheit, Wahlfreiheit, Recht auf friedliche Demonstrationen, Einführung eines Zivildienstes und die Legalisierung des „Neuen Forums“. Am kommenden Tag treten sie zum ersten Mal mit Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer im Rathaus zusammen. Auch der Dresdner Entwicklungs-Ingenieur Herbert Wagner wird Mitglied der „Gruppe der 20“ und später Sprecher des parteiübergreifenden Dresdner Oppositionsbündnisses. Nach den ersten freien Kommunalwahlen in der DDR im Mai 1990 und bis 2001 ist er Oberbürgermeister von Dresden.

Noch am Abend des 8. Oktobers waren Superintendent Christof Ziemer, Landesbischof Johannes Hempel und Oberlandeskirchenrat Reinhold Fritz im Rathaus mit Dresdens Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer zu Gesprächen zusammengekommen. Schon in den 70er Jahren sah sich Johannes Hempel als Vertreter eines sogenannten „kirchlichen Realismus“ und plädiert für eine Kirche im Sozialismus, die auch ein Mitspracherecht in allen politisch-gesellschaftlichen Fragen beansprucht. Das machte er auch in einem für die evangelischen Kirchenleitungen bedeutsamen Grundsatzgespräch mit Erich Honecker 1978 deutlich. Bei einem weiteren Spitzengespräch 1985 spricht er bei Erich Honecker das nach wie vor ungelöste Problem der Wehrdienstverweigerung an. Die evangelische Kirche in der DDR war „Teil des Systems und Teil des Widerstands“, sagt der Mann, der sie sächsische Landeskirche 22 Jahre leitete. Während des Herbstes 1989 verurteilt er das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen friedliche Demonstranten. Als er am späten Nachmittag des 9. Oktobers 1989 die bereits seit Stunden überfüllte Nikolaikirche betritt stecken ihm zwei Ärzte einen Zettel zu. Ihre Klinik hat den Auftrag erhalten sich für Behandlungen von Schußverletzungen vorzubereiten. Umso dringlicher mahnt Landesbischof Johannes Hempel die Teilnehmer des Friedensgebetes, sich selbst jeder Gewalt zu enthalten.

„Keine Gewalt!“. Wie friedlich war die Friedliche Revolution? Viel ist über die Ereignisse des Herbstes 89 geforscht und publiziert worden. Halten die Begriffe „Friedlich“ und „Revolution“ auch nach 20 Jahren noch stand? Oder erst recht? In welchem Verhältnis stehen die brutalen Übergriffe auf friedliche Demonstranten vor dem 9. Oktober, die von der DDR-Regierung vorbereitete „chinesische Lösung“ zu dem, was dann tatsächlich geschah und den Weg in eine freiheitlich-demokratische Gesellschaft bereitete? Werden heute noch Opfer- und Täter-Diskussionen geführt und wie?

Das FIGARO Radio-Café am 20.09.2009, 15.00 bis 16.30 Uhr live aus dem Stadtmuseum Dresden.
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