24.8.09

SKANDAL um ERIKA LUST


BILD ZEITUNG

Skandal vor einer Ausstellung in Dresden Künstlerin malt OB als Domina
19.08.2009 - 23:56 UHR
Von JÜRGEN HELFRICHT

Darf man so etwas malen? Ein Skandal erschüttert die durch Frauenkirche, Sixtinische Madonna und die Juwelen Augusts des Starken weltberühmte Kulturstadt Dresden. Kunstmalerin Erika Lust (46) machte jetzt aus Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (56, CDU) eine peitschenschwingende Domina.
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Oberbürgermeisterin Helma Orosz

Oberbürgermeisterin Helma Orosz (56, CDU) wird sicher nicht über dieses „Kunstwerk“ erfreut sein
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Das „Kunstwerk“ will sie nun sogar in aller Öffentlichkeit zum „Tag des offenen Ateliers“ präsentieren.

Das Corpus Delicti, das noch im Atelier auf der Bärensteiner Straße auf der Staffelei steht: Ein 57 mal 70 cm großes Gouache-Gemälde auf Karton! Es zeigt eine peitschenschwingende Frau mit OB-Kette um den Hals, deren Gesicht dem der Dresdner Oberbürgermeisterin ähnelt.

Die Frau in Lack & Leder steht vor der Goldenen Pforte des Rathauses. Titel: „Die Auspeitschung der Rathaus-Fürsten.“ Und Erika Lust sagt ganz offen: „Es ist die OB. Ich male nur, wie die Politikerin bei mir rüberkommt, will das wahre Gesicht einer Machtfrau zeigen.“

Eine Woche lang will sie daran gepinselt haben und sagt: „Besondere Liebe habe ich für die Peitsche verwandt.“ Die Arbeit ist sogar käuflich: mit Rahmen 1500 Euro.

Es ist nicht das erste Skandalstück der in Kasachstan geborenen Künstlerin, die seit 1989 in Dresden lebt. 2006 schockierte sie mit ihrem Porträt „August der Nackte“. Auf dem zeigte sie den berühmten Monarchen ohne Samt und Seide.

August ist lange tot. Doch darf man eine lebende Politikerin so malen? Lust: „Das gehört selbstverständlich zur Freiheit der modernen Kunst!“

Für den „Tag des offenen Ateliers“ (15. November) hat sie ihre Gemälde bereits beim Künstlerbund angemeldet.


5 Kommentare:

Evgenia Mora hat gesagt…

Kunst darf das. Warum nicht? Wenn das wirklich ein Thema ist, von dem die Künstlerin so stark emotional berührt wurde, dass sie es unbedingt der Welt mitteilen wollte....? Und was die Skandalträchtigkeit angeht, es ist halb so wild.

Mir gefällt das Bild nicht, aus verschiedenen Gründen.
Ich bekomme meistens sehr schnell einen Gähnkrampf, wenn es in der Kunst auch nur ansatzweise nach Politik müffelt. In diesem Fall ist es sogar eine politische Karikatur (und ich finde sie nicht besonders gut gemalt, was für dieses Format, nicht vorteilhaft ist). Karikatur an sich ist ein interessantes Genre, aber ich bin mir nicht sicher, ob Frau Lust wirklich eine Karikatur malen wollte.

Und von dem Seelenstriptease ist hier, meiner Meinung nach, gar nichts zu sehen. Es ist sehr schade, dass nicht so viele Künstler beim Malen tatsächlich "die Hosen runter lassen" (wie H. John den künstlerischen Prozess beschrieben hat), stattdessen füttern sie das Publikum mit allgemeinen Plätzen á la "Politiker sind lächerlich" und "Sex sells" und hoffen auf einen Skandal.

Wäre das Bild gut gemalt (ich meine schockierend gut, so dass jeder mit offenem Mund davor stehen bleibt und sich schon allein im Betrachten der Technik verliert) und wäre die Thematik nicht ganz so plump, hätte das Alles sehr amüsant und vermutlich sogar wirklich skandalös werden können. Auf jeden Fall wird das Gemälde die Anhänger einer gewissen Szene begeistern, aber auch nicht alle (ich ziehe mich uninspiriert in meine Gemächer zurück).

Tatjana hat gesagt…

Vielleicht wenn Erika die Palette in´s Bild hält ... könnt man etwas entdecken?

BORNER hat gesagt…

Evgenia Mora da kann ich dir nur Recht geben!

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
pura-tasta-tura hat gesagt…

1. Natürlich darf das Kunst - auch sollte sie sich politisch einmischen. Das ist demokratisch, legitim und auch auch notwendig.
Die Verwendung des Wortes "Skandal" in diesem Zusammenhang zeigt vor allem wiedermal die wahren Absichten dieses Schmierblattes.

2.Politiker die zwar gern im Rampenlicht stehen, auch den Mut aufbringen (trotz unzureichender sozialer und kultureller Kompetenz), sich neben solchen Persönlichkeiten wie Obama oder Merkel zu presentieren können naturgemäß leider auch nur unzureichend mit kritischer Kunst umgehen.

3.die Idee, das Konzept der Künstlerin finde ich gut - die Qualität der Bilder jedoch könnte durchaus besser sein, da hat Evgenia Mora vollkommen recht

4. Das solche Bilder überhaupt noch zu einem "Skandal" (wenn auch nur a la Bild) führen können erstaunt mich. Vielleicht liegt es ja an der relativen Abgeschiedenheit des Ortes, vielleicht auch an einer etwas verstaubten Einstellung unserer regionalen Politikerkaste.

5. Der einzige Skandal der in Zukunft eintreten könnte ist m.E. der dass Kunst wie diese zunehmend mehr zensiert würde oder auch durch reißerische Artikel in diversen Schmierblättern eine Anerkennung erfährt, welche Ihr im Hinblick auf Qualität sonst nicht zustehen würde.